29. März 2014

Boden bitte besser!

"Kostenlose Bodentestaktion" warb der Handzettel im örtlichen Garten-Center. Einen Liter Gartenerde sollte man mitbringen. Dass unsere nicht die beste Qualität hat - trotz des Projektes Erdaustausch - wussten wir, schließlich war sie ungesiebt.
Die Bodentesterin brachte es mit kurzen Worten auf den Punkt: sandig und nährstoffarm. "Da hält das Wasser nicht lange!" Die kompetente Beratung der Dame, die erfreulicherweise nicht versuchte, uns etwas aus der Produktpalette ihrer Arbeitgeberfirma aufzuschwatzen, hat den Gatten und mich wirklich beeindruckt.


Na wenigstens der ph-Wert stimmt...

Die Lösung für das Staudenbeet: im Frühling Kompost mit Hornspänen aufbringen. Für das Gemüsebeet darf es etwas aufwändiger sein. Im Herbst wird Grün-Dung/Gründünger ausgebracht, indem man Schmetterlingsblütler aussät, vor der Samenreife mäht und liegen lässt oder untergräbt.


Für uns heißt es nun also, die negative natürliche Bodenfruchtbarkeit durch Düngung in positive erworbene Bodenfruchtbarkeit umzuwandeln. Die Universität Münster hat zum Thema Boden übrigens eine eigene sehr lesenswerte Internetseite (hypersoil.uni-muenster.de) erstellt.

Schönes Wochenende!

23. März 2014

Erst denken, dann säen!

Wenn man keine Ahnung vom Gärtnern hat, kann man sich viel Arbeit umsonst machen und damit wertvolle Zeit vergeuden. deshalb gilt auch beim Gärtnern: Erst denken, dann säen. Man könnte auch sagen: Erst lesen. Oder: Erst internetrecherchieren.

Dann findet man zum Beispiel heraus, dass das Aussäen von Kapuzinerkresse- und Wickensamen sehr viel erfolgreicher verläuft, wenn man das Saatgut über Nacht einweicht, bevor man es in die Anzuchttöpfchen gibt.


Gestern Abend sind sie dann also in ihr Nachtbad gehüpft, die Samen der Großen Kapuzinerkresse der Zwergwicke Cupid Pink (wird etwa 20 cm hoch), der Duftwicke Cupani (seit dem 17. Jh. bekannt) und der Duftwicke High Scent. Die Wickensamen stammen von der Firma "Keimzeit", geschickt hat sie mir mit der niedlichen Hamsterkarte meine Freundin Ina. Auch Samen des Elfenspiegels "Masquerade" waren in dem Päckchen enthalten.

Und jetzt geht es ab in die Anzuchtstation. Tschüss, Ihr Lieben!

16. März 2014

Erstfrühling...

... heißt es, wenn die Forsythien blühen.

Den Strauch hab ich bei uns nicht fotografiert, dafür vorhin im Sturm das:

Persischer Blaustern / Hellblütige Sternhyazinthe 
Wird etwa 10 cm groß.

Polsterglockenblume. Hat sich schon wunderbar bestockt und 
fängt an, violett zu blühen.

Das Schwarze Johannisbeer-Stämmchen treibt auch schon aus.

Und die Pfingstrosen sind ebenfalls da.

Was ist das? Es blüht gelb, das weiß ich noch.

Auch, was das mal wird, kann ich mir nicht vorstellen.
Jetzt ist es ungefähr drei cm hoch.

Der Baldrian schießt nur so aus der Erde.
Er ist ziemlich dominant und bildet ziemlich viele Ausläufer.

Auf dem Kräuterbeet schmecken die Veilchen irgendeinem Tier.

Aus einer Schote, die vom letzten Jahr noch herumlag, wachsen kleine Wicken.
Meine Freundin Ina überraschte mich kürzlich zum Geburtstag mit diversen Samen von "Keimzeit". Unter anderem waren in dem Päckchen Samen von Duftwicken und von Elfenspiegel. Danke, liebe Ina.
Da lassen die Holzbienen sicher nicht auf sich warten.

Im Lieblingskübel duften Duftveilchen und bilden mit ihrem Blau 
einen schönen Kontrast zum Narzissengelb.

Knospen der Bergenie

Schneiden oder nicht? Sah total abgestorben aus, die Clematis. Und nun?
Es ist die helle Freude. Verschnitten wir hier nix mehr!

Das Präsent einer ehemaligen Nachbarin. 
Man soll sich ja nicht für geschenkte Pflanzen bedanken...
Danke für den Gedanken :-) liebe Katrin!

Ein Blaustern...

Die Primel bekommt immer die Frühjahrssonne ab, bevor dann
eine hohe Herbstaster neben ihr emporwächst. Das scheint ihr zu gefallen.

6. März 2014

Antworten aus Wien

Vor kurzem postete ich hier über die grüne Fassade des MA 48, des Hauses für Abfallwirtschaft in Wien. "Fassade mit Fragen" hieß es damals Ende Januar in der Überschrift und selbige, nämlich die Fragen, stellten sich mir nach der Internetrecherche zu diesem Thema reichlich. Irgendwann fasste ich den Mut, an die Universität für Bodenkultur in Wien zu schreiben, die das Fassadenprojekt von Beginn an wissenschaftlich begleitet, um dort Antworten zu finden.

An einem Freitag Mittag schrieb ich einer Mitarbeiterin, die ich durch Googeln herausgefunden habe - sie heißt Vera Enzi -, meine Fragen. Völlig perplex war ich, als ich nur wenige Stunden später eine Zwischenantwort von einer offensichtlich gut gelaunten Frau erhielt, die in keinster Weise missmutig war, weil ich im World Wide Web so über diese grüne Fassade herummoserte. Im Gegenteil - sie bot mir sogar an, mir ihr zu skypen, was ich leider nicht wahrnehmen konnte, da sich unsere Arbeitszeiten so ziemlich gleichen.

Ich versuche mal, aus dem doch intensiven Mailverkehr die wichtigsten Informationen herauszufiltern und sie meinen Fragen zuzuordnen. Los geht's!

Ist der Wasserverbrauch von 1,8 Kubikmetern pro Tag für die Wasserversorgung der Pflanzen gerechtfertigt?
Das sei der Wasserverbrauch an einem Sommertag während einer Hitzwelle und damit also ein absoluter Höchstwert, so Vera Enzi. Positiv ist, dass die Pflanzen tatsächlich nur soviel Wasser erhalten, wie sie verbrauchen können, das heißt also, ganz unten kommt nichts heraus und Passanten behalten trockene Köpfe :-) Man nennt dies "bedarfsorientierte Bewässerung". Beeindruckend ist natürlich die sogenannte Transpirationsleistung der Gesamtfassade, die etwa der Leistung von 70 Klimakühlgeräten bei einer achtstündigen Betriebsdauer und einer Leistung von 3.000 Watt pro Gerät entspricht.

Warum hat man nicht auf das seit den 1980er Jahren bewährte Konzept zur Fassadenbegrünung des Franzosen Patrick Blanc zurückgegriffen? Die Bepflanzung erscheint bei ihm homogener, der Dämmeffekt dürfte der gleiche sein.
Nachdem ich mir das Pressefoto der MA48 von der Wiener Stadt-Homepage geladen habe, bin ich davon ausgegangen, dass ich dort einen Frühlings- oder Sommerzustand sehe. Das Foto zeigt jedoch die Situation direkt nach der Pflanzung 2010 (spricht m. E. für den Handlungsbedarf der Pressestelle), in dem die Aluminiumbehältnisse immer deutlich zu sehen sind. Laut Vera Enzi - und auch der unten verlinkte Artikel zeigt das - ist die Begrünung später (jahreszeitenabhängig) homogener geworden.

Was Patrick Blanc angeht, hat sich Frau Enzi sehr zurückhaltend geäußert, was ich als Wissenschaftlerin (auf einem anderen Gebiet) verstehen kann. Dieses Aufeinandergehaue mancher Wissenschaftler geht mir ziemlich ab.
Nur soviel: Die Bepflanzung, die Herr Blanc auswählt, würde in unseren klimatischen Breiten wahrscheinlich den Jahreslauf nicht überstehen, sondern ist eher für tropische Breiten gedacht, wo eine hohe Luftfeuchte herrscht und Pflanzen oft sogar ohne Erde wachsen. Blancs System ist nicht frostsicher und verfügt über keine Wasserrückhaltung, ist zudem kostspielig in der Anschaffung. Damit ist schon klar, dass Blancs Konzept vielleicht in Mitteleuropa in Innenräumen umsetzbar ist, aber eben dort schwer im Außenbereich.

Die Pflanzenauswahl an der MA48, so hat mir Vera Enzi erläutert, orientiert sich an einer trockenen Blumenwiese. Selbst aussäende und ausdauernd krautige Pflanzen, robuste Pflanzen mit geringem Pflege- und Düngeaufwand wurden deshalb gewählt.

Wenn die Wiener so lange über die Art der Fassadenrenovierung gegrübelt und diskutiert haben, warum haben sie nicht einen gebäudeeigenen Gaszähler installieren lassen, um die langfristigen Wirkungen auf die Energieverbräuche erfassen zu können?
Dies war offenbar in der wissenschaftlichen Begleitung bisher nicht vorgesehen, steht aber zukünftig durchaus auf der Agenda.
Aus eigener Erfahrung kann ich hier anmerken, dass man Geld investieren muss, um Geld zu sparen. Meine Heimatstadt nimmt seit einigen Jahren am European Energy Award® teil und musste einen straffen Maßnahmenplan erfüllen, um den Preis zu erhalten. 2012 hat es mit dem Goldstatus geklappt, aber das nur am Rande. Als unsere Hausmeister jeden Monat die Energieverbräuche in den städtischen Gebäuden erfassen sollten, fragten sich am Anfang fast alle (auch ich), was das soll und ob das nicht unnötiger Aufwand wäre und überhaupt - wozu das Ganze? Doch genau diese dichte Datenerfassung ermöglicht das Aufdecken von Energie- und Wasserlecks, das Finden von Ansatzpunkten zu Einsparmöglichkeiten und das Sammeln von Argumenten zur Rechtfertigung von energetischen Sanierungen. Weiter ausholen möchte ich hier nicht, das würde zu weit führen. Kurz und gut: Ich plädiere weiterhin für den Gaszähler :-)

Eine im Mailverkehr vom Gatten eingeworfene Frage nach eventuellen Kältebrücken beantwortete Vera Enzi auch locker vom Hocker, denn da die Aluminiumbehältnisse mit Abstandshaltern montiert sind, entsteht eine "Hinterlüftungsebene", durch die derartige Probleme vermieden werden. Sehr wichtig sei natürlich die fachgerechte Montage der Befestigungen an der Fassade, was durch ein "aktives Qualitätskontrollmanagement während der Bauphase unterstützt" wurde.

Meine beiden letzten Fragen zum Thema Aluminium fasse ich mal zusammen.
Die Herstellung von Aluminium ist wegen der damit verbundenen Schädigung der Umwelt sehr umstritten, so entstehen beim Abbau des Erzes Bauxit Rotschlämme, für die Schmelze wird enorme Energie benötigt. Warum hat man in Wien ausgerechnet auf dieses Material zugegriffen? 
Warum hat man Kräuter in die Aluminiumgefäße gepflanzt? Die Giftigkeit des Materials wird international diskutiert. Es besteht also sogar eine latente Gefährdung der Mitarbeiter, wenn diese sich beispielsweise für ihren Mittagspausensalat ein paar Kräuter zupfen würden.
Dau merkte Vera Enzi an, dass 2009, als die Fassade(nverkleidung) angebracht wurde, noch gar nicht über die Schädlichkeit von Aluminium diskutiert wurde. Damit hat sie recht, denn obwohl es von Wissenschaftlern schon vorher Studien zu eventuellen Zusammenhängen zwischen der Alzheimer-Krankheit und dem vorherigen Kontakt zu Aluminium gab, fanden diese erst in den letzten Jahren ihren Weg in die breitere Öffentlichkeit.
Frau Enzi schrieb mir von den Beweggründen der bauausführenden Firma, sich für Aluminium zu entscheiden, die mit der Leichtigkeit des Materials, den vergleichsweise geringen Kosten und der Rostfreiheit nachvollziehbar sind. Für die MA48-Fassade wurde ein Recycling-Materialanteil von 60 Prozent erreicht.
Heute werden für diese Art der Fassadenbegrünung meist Edelstahl-Behältnisse verwendet.

Da es sich bei der Pflanzenauswahl um Wildstauden handele, die eh nicht zum Verspeisen gedacht wären, würde also keine Gefahr der Vergiftung bestehen, zumal das MA48 an einer Hauptverkehrsstraße liegt. Völlig richtig schrieb mir Frau Enzi dazu "Sie würden ja auch keinen Autobahnsalat ernten." Wie wahr!
Interessant die Nebeninformation von Frau Enzi: Die Uni für Bodenkultur untersucht, inwieweit sich Schwermetalle und Feinstäube an Pflanzen ablagern und wie Wettererscheinungen diese Ablagerungen beeinflussen können.

Ergänzend zu ihren Ausführungen schickt mir Vera Enzi noch einige Links mit:
- ein ausführlicher Artikel mit ersten Messergebnissen in der Zeitschrift "Wettbewerbe"
- Leitfaden zur Fassadenbegrünung
- kurzer Online-Artikel zur berankten Fassade des Physikgebäudes der Humboldt-Universität

Übrigens stieß ich auf der Homepage der Stadt Wien auch darauf, dass die Stadt eine finanzielle Unterstützung zur Begrünung von Innenhöfen gibt. Toll, oder? Wie hoch wohl der Grünflächenanteil im Stadtgebiet ist, wenn solche Förderprogramme aufgelegt werden???

überlegt sich

Eure Füchsin