22. August 2013

Ein Gespenst geht um

Meine Heimatstadt ist in der Hand des Zünslers. Nachdem an der buchsbaumigsten Hecke aller Hecken unserer Stadt der Befall mit dem Buchsbaumzünsler festgestellt wurde und Print, Funk und Fernsehen berichteten, knieen die Bürger vor ihren Kugeln, Hecken, Spiralen und anderen Formgehölzen und suchen Raupen.

Leider werden sie meist fündig. "Ich hab ihn auch" klingt es von jeder Seite. Schrecklich gestern Abend der Besuch bei einem Spartenvorsitzenden: Bei einer Tasse Kaffee werfen der Gatte und ich mehrere Blicke auf eine Buchsbaumfigur erstaunlichen Ausmaßes. Wir sehen die verräterischen Fraßspuren, der Vorsitzende wiegt sich und die 35 Jahre alte Pflanze in Sicherheit. "Wie heißt der? Buchsbaumzündler? Kenne ich nicht!" Der Gatte schreitet zur Tat, beschaut sich die mehr als ein Meter lange und hohe Figur aus der Nähe, entdeckt schnell ganz viele Küttel (diese Raupen fressen nicht nur unwahrscheinlich viel, sondern schei... den auch enorm viele Mengen aus) und Raupen.

Der Vorsitzende zeigt sich trotz eines gewaltigen Schrecks - der Busch ist an mehreren Stellen bereits kahl gefressen - dankbar, dass wir ihn auf den fiesen Fresser aufmerksam gemacht haben. Nun warnt er seine Parzellenbesitzer per Aushang vor der Gefahr.

Ein Gespenst geht um. Auf Billigbuchsbäumen aus China um 2008 eingeschleppt, geistert es seitdem durch Deutschland. Es ist eine Seuche, verursacht durch die Globalisierung. Irgendwann werden die Geschichtsbücher diesen Befall als Episode erwähnen. Vielleicht ist daneben dann ein Buchsbaum abgebildet, eine ausgerottete Pflanze.

18. August 2013

Erschreckendes Kompliment!

Plötzlich war sie da: schwarz, groß, brummend.


In der Nähe unserer Wicken flog sie vor ein paar Tagen dick und schwer in Brusthöhe umher, labte sich an den Blüten dieser Schmetterlingsblütler und erschreckte uns mit ihren "Angriffsflügen" nicht wenig.

Es ist die Große Holzbiene, in Deutschland selten anzutreffen. Sie nistet an sonnigen Plätzen in Totholz und ist drei Zentimeter groß. Ehrlich gesagt kommt sie uns größer vor - dieses Insekt überragt Hummeln, Bienen und Wespen deutlich! Und diese Körperfarbe wirkt tatsächlich sehr bedrohlich, denn die Holzbiene ist tiefschwarz (für Insider: Passt ja zu uns), nur manchmal schimmern die Flügel im Sonnenlicht blau.


Die Große Holzbiene steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten, insofern ist ihr Dasein in unserem Garten - gestern war es sogar ein Pärchen - doch ein Kompliment. Willkommen also, Du Große Holzbiene.

13. August 2013

Wir schlagen zurück!

Er ist wieder da. The Zünsler is back!

Erst waren es kleine grüne Krümel an den Buchsbäumen, die wir vor ein paar Monaten geschenkt bekamen und bereits vermeintlich mit Bi58 bekämpft hatten. Dann haben wir gestern auch Raupen entdeckt, diese eigentlich gar nicht so schlecht aussehenden grün-schwarz gestreiften kleinen Dinger, die mit unbändigem Appetit die Buchsis kahlfressen.

Unsere zweite Attacke führen wir nun mit "Calypso" von Bayer durch. Leider hat es bald nach dem Aufbringen geregnet und nun müssen wir erst einmal prüfen, ob das Gift geholfen hat. Dabei hasse ich Gift im Garten!!!

Unsere Freunde U & F hat es nun auch erwischt. Sie haben zwei riesig große Buchskugeln, die außen noch völlig gesund aussehen und dabei innen schon ziemlich kahl gefressen sind. U war völlig paralysiert von der Verfressenheit der Tiere, die er zu Dutzenden von den großen Pflanzen abgelesen hat.

Was wir mit unseren drei befallenen Gesellen machen, ist unklar. Ich bin für's Verbrennen, der Gemahl meint "Sie gehören zur Familie!". Auf jeden Fall müssen sie kräftig beschnitten werden und zwar bis in das alte Holz, was ich dann im Frühjahr tun werde. Durch fleißiges Wässern und Düngen sollen sie danach wohl erneut gut austreiben.

Drückt bitte die Daumen.

12. August 2013

Glück in Blütenform

So etwas erlebt man wahrscheinlich nur einmal: Der Züchtungsleiter von Rosen-Kordes ruft an und fragt, ob eine neue Duftrosen-Züchtung nach einer historischen Persönlichkeit der eigenen Heimatstadt benannt werden kann. Als Pressesprecherin mit Hang zum Grünen und Blühenden darf man sich um diese Anfrage kümmern und später sogar eine Rosentaufe mit Kordes vorbereiten.

Im Visier des Fotografen zeigt sich "Herzogin Christiana"
gefällig und dekorativ.

Besagte Persönlichkeit ist Herzogin Christiana von Sachsen-Merseburg, eine im 17. Jahrhundert lebende Urenkelin des dänischen Königs, die es durch eine Heirat mit dem sächsischen Prinzen Christian erst an den kurfürstlichen Hofe nach Dresden verschlagen hat, bevor sie mit ihrem Gemahl ein eigenes Schloss in Merseburg bezog. Den Witwensitz nahm sie schließlich in meiner Heimatstadt, in einem kleinen Barockschlösschen mit Garten.

Der Anruf von Thomas Proll, dem leidenschaftlichen Rosenarbeiter, Züchtungsleiter, Öffentlichkeitsarbeiter von Rosen-Kordes, erreichte mich im April. Es folgten ein paar E-Mails hin und her und ein paar nette Telefonate, bevor schließlich am 7. August im Rosengarten meiner Heimatstadt die Taufe der "Herzogin Christiana" stattfand.

 
Eine pittoreske Kulisse: der Rosengarten

"Herzogin Christiana" gehört zu der "Parfuma"-Serie von Kordes, aus fünf Züchtungen bestehend: "Constanze Mozart", "Madame Anisette", "Gräfin Diana" und "Rosengräfin Marie Henriette". Eine sieht schöner als die andere aus, aber am schönsten ist die Beetrose "Herzogin Christiana", die mit ihren blassrosa gefüllten Blüten bezaubert und vor allem mit ihrem zitrusfrischen Duft.


Türmerstochter (links) und Rosenkönigin
schauen zum Blumenarrangement und zu
Züchtungsleiter Thomas Proll

Diesen Gärtner möchte man sich gerne daheim ins Beet stellen, denkt man zugegebenermaßen, sieht man Thomas Proll mit seinem Strohhut. Nie wieder würde man Probleme haben mit Mehltau oder anderen Rosenkrankheiten! Und dekorativ wäre dieser (studierte!) Gärtner allemal, oder?!


 Wilhelm-Alexander Kordes schaut der Rosenkönigin auf die Finger.
Diese tauft die "Herzogin Christiana" mit Wasser aus dem
nahe gelegenen Flüsschen.

Alles in allem war diese Rosentaufe ein Termin für's Herz, das meinte auch die Dame vom städtischen Bauhof, dessen Mitarbeiter neben gefühlt 1000 Kilometern Straßenbegleitgrün auch die Rosen im Stadtbild pflegen müssen. Ein Termin im Jahreslauf, der für viele von den Anwesenden einmalig bleiben wird. Ein Glück, dass wir dabei sein durften!