25. Juli 2013

Landesgartenfachberater und Landesbewertungskommission

Ein großer Tag für einen örtlichen Kleingartenverein. Die Landesbewertungskommission kommt.
Ihre Mitglieder schauen ernst und meinen es auch so. Es geht um viel. Es geht um die Krone. Die Landeskrone für die beste Kleingartenanlage. Und die Chance, zum Bundeswettbewerb zu kommen. Dafür muss im Landeswettbewerb einer der ersten vier Plätze belegt werden.

Dafür hat der örtliche Kleingartenverein viel getan, zum Beispiel Nadelbäume abgeholzt. Ihr guckt jetzt komisch. Das Bundeskleingartengesetz möchte das so. "Die Vögel sind weniger geworden" sagt der Vorsitzende des örtlichen Kleingartenvereins in die Runde der Landesbewertungskommission. Und "Das liegt auch an den fehlenden Bäumen." Die Kommissionsmitglieder schauen, einer schüttelt den Kopf. Es gibt Lob für das Abholzen, die Präsentation mit Laptop und Beamer (der Vorsitzende ist 76), die unkrautfreien Wege, den neuen Naturlehrpfad.

Eine strenge Bemerkung aber fällt zum Obstbaumkrebs. Berechtigt, denn der ist beim Steinobst ansteckend. Kirschen, Pflaumen und Pfirsich müssen also weg, damit sich der Pilz nicht weiter verbreitet. Das Holz sollte verbrannt werden. Hier ist der Landesgartenfachberater nachdrücklich, denn er weiß wovon er spricht. Er ist so eine Art Allwissender, der sowohl die Gartenfreunde beim Gärtnern berät und auch die Vereinsvorstände beim Papierkram. Jedes Jahr bildet er Fachberater aus. Die braucht der Verein, auch um die Gemeinnützigkeit zu erlangen. Kein Fachberater, keine Gemeinnützigkeit, keine Steuervergünstigung. Ätsch.

Dann doch lieber früher an später denken und ein junges Vereinsmitglied zur Fachberaterin ausbilden lassen. Und wieder bei der Landesbewertungskommission punkten. Die freut sich über Fachberater und über junge Menschen im Verein. In einer demographisch unausgewogenen Region zählt jeder junge Mensch doppelt. Und wenn dann der Zensus kommt und richtig zählt, wundert sich die Region, dass Menschen fehlen. Nun gut. Ohne Jugend kein Nachwuchs im Verein. Stellt Euch vor, dann wäre irgendwann alles umsonst. 

Seit 1969 gibt es diesen örtlichen Kleingartenverein, der heute Vorsitzende war Gründungsmitglied. Seine Frau hat er lange gepflegt, im letzten Winter starb sie. Man besuche kranke Gartenfreunde, feiere zusammen, arbeitet gemeinsam für den Flecken Erde. Was die Präsentation als bloße Buchstabenreihen abbildet, sind viele Menschengeschichten...
"Es wäre schändlich gewesen, wenn Sie sich nicht beworben hätten." sagt der Leiter der Landesbewertungskommission. Und er sagt auch, dass man sich wieder sehen wird. 


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